Dietzenbach mit Modellprojekt »Smarte Infrastruktur«
Straßenbeleuchtung wird in der Kreisstadt digital und bedarfsgerecht
Rund 2,1 Millionen Euro stellte das Land Hessen der Kreisstadt Dietzenbach bei der Umsetzung des Modellprojekts „Smarte Infrastruktur Straßenbeleuchtung“ in Aussicht – so lautete die Zusage des Förderbescheids, der Bürgermeister Dr. Dieter Lang bereits Ende 2022 vom Hessischen Wirtschaftsministerium übergeben wurde. Mit dem Modellprojekt, das neben Fulda nun auch in Dietzenbach als zweiter hessischer Kommune umgesetzt wird, soll eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung auf der Basis von LED-Technologie in Verbindung mit einer korrespondierenden Verkehrssteuerung und -regelung sowie ergänzender Sensorik umgesetzt werden. Die Ziele: mehr Energieeffizienz und Digitalisierung, unterstützt von künstlicher Intelligenz.
Digitalisierung und Klimaschutz Hand in Hand
LED-Leuchten kommen mit einem Bruchteil des Energiebedarfs herkömmlicher Straßenlaternen aus. Zudem lassen sie sich besser steuern und vernetzen. Mit entsprechenden Sensoren ausgestattet, können sie Umgebungsdaten erfassen und etwa an Verkehrsrechner übermitteln, die dann den Verkehr möglichst sicher, flüssig und schadstoffarm regeln können. „Die Digitalisierung und der Klimaschutz unterstützen sich hier in diesem Projekt nachhaltig“, sagte Bürgermeister Dr. Dieter Lang schon bei der Übergabe des Förderbescheids. Heute fügt er hinzu: „Die LED-Straßenbeleuchtung und eine smarte Infrastruktur verbessern die Energieeffizienz in der Stadt, die Technologie spart zudem massiv Kosten und ist weniger wartungsintensiv, sie ist bedarfsgerecht, macht den Verkehr sicherer, bedeutet geringere Lichtverschmutzung und fördert damit insgesamt die Lebensqualität in Dietzenbach."
Gemeinsam gut geplant und effizient umgesetzt
Um das Projekt zu gestalten und zum Erfolg zu führen, waren und sind viele Beteiligte notwendig, „es ist ein erfolgreiches Gemeinschaftswerk“, so Lang. Ein großes Dankeschön widmet er allen Beteiligten der Kreisstadt: vom Projektmanagement bei den Städtischen Betrieben über die IT-Abteilung der Verwaltung, die Kollegen aus dem Fachbereich Finanzen sowie die für die komplette Abwicklung der Förderung verantwortliche Stelle Bau & Immobilienmanagement. Nur mit gründlicher Vorbereitung und der intensiven Zusammenarbeit Hand in Hand konnte das Projekt im letzten halben Jahr schnell und reibungslos umgesetzt werden. „Das Modellprojekt ist außerdem auf breiter Sicht unterstützt, auch politisch: Die Stadtverordneten, die Betriebskommission und der Magistrat haben die Durchführung befürwortet“, erläutert der Bürgermeister, und sagt weiter: „Alle ziehen an einem Strang für eine erfolgreiche Umsetzung und bringen Dietzenbach somit auf den Weg zur Smart City in Sachen Straßenbeleuchtung.“ Ein positiver Effekt der guten Zusammenarbeit und durchdachten Planung: Die 90-prozentige Förderung aus Landesmitteln, also die ursprüngliche Förderzusage des Landes Hessen von bis zu 2,1 Millionen Euro, konnte auf rund 1,5 Millionen Euro reduziert werden.
Beteiligt im gesamten Prozess und der Umsetzung ist im Auftrag der Hessischen Landesregierung mit ihren Beratungsleistungen die HessenEnergie Gesellschaft für rationelle Energienutzung mbH. „Dietzenbach beschreitet mit dem Modellprojekt und dieser bisher einzigartigen Kombinatorik auf mehreren Ebenen neue Wege, ist Vorreiter und entwickelt umsetzbare Ansätze für die Zukunft – auch als Erfahrungswerte für weitere Kommunen“, sagt Thomas Pursche, Bereichsleiter Consulting/Kommunaldienstleistungen bei HessenEnergie. „Allein die Straßenbeleuchtung macht durchschnittlich ein Drittel der Stromrechnung einer Kommune aus. LED-Technik kann den Verbrauch um 70 bis teilweise über 80 Prozent verringern. Neu ist der Ansatz, zusätzliche Sensoren zu nutzen, um die Daten für weitere städtische Aufgaben zu verwenden: etwa Verkehrssteuerung, Parkraumüberwachung, Müllentsorgung, Temperaturüberwachung, Bewässerung."
Nachhaltiger Erfolg durch kompetente Partner
Das Projekt soll gut geplant und nachhaltig laufen und funktionieren. Um den anspruchsvollen Anforderungen als Modellkommune gerecht zu werden, suchte die Stadt seit der entsprechenden Vorlage an die Stadtverordnetenversammlung im Jahr 2022 und der Förderbewilligung des Landes Hessen nach einem Partner für die Umsetzung. Konkret hielt man Ausschau nach digital steuerbaren und vernetzten LED-Straßenleuchten, die über eine vielseitige Sensorik zur Erfassung ihrer Umgebung verfügen sollten. Außerdem sollte das System offene Schnittstellen bieten, um die Integration in ein übergreifendes Gesamtsystem zu ermöglichen, das ebenfalls innerhalb des Modellprojektes umgesetzt werden muss. Signify, der nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Beleuchtung, konnte das bieten und setzte sich gemeinsam mit dem Partner [ui!] Urban Lighting Innovations als Teil der [ui!] Unternehmensgruppe in der Ausschreibung der Kreisstadt zum „Modellprojekt Smarte Infrastruktur Straßenbeleuchtung“ durch.
440 Sensoren, die Temperatur und Lautstärke erfassen
Bis Herbst 2024 hat Signify in der Kreisstadt Dietzenbach 440 LED-Straßenleuchten geliefert und installiert, die sich über spezielle Outdoor Lighting Controller aus der Ferne steuern lassen. Dazu kommen 440 Multisensoren, die dazu in der Lage sind, die Umgebungstemperatur und den Geräuschpegel zu erfassen. Die Daten könnten damit auch als Entscheidungshilfe für städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen dienen, darunter etwa Begrünungsprojekte, Verkehrsumleitungen zwecks Hitzeschutz oder Geschwindigkeitsbeschränkungen und Schaltempfehlungen für Ampelanlagen.
Die Installation in der Kreisstadt Dietzenbach fand im Herbst in der Waldstraße sowie entlang der Vélizystraße/B459 statt, darüber hinaus findet sich die neue Lichttechnik künftig auch in Hauptstraße, Offenbacher Straße, Offenthaler Straße, Gottlieb-Daimler-Straße, Elisabeth-Selbert-Straße und Justus-von-Liebig-Straße. Neben den 440 Multisensoren wurden weitere Sensoren zur Erfassung des Verkehrsaufkommens installiert, die ihre Daten an eine offene urbane Plattform von [ui!] liefern. Auf Basis der gesammelten Daten kann über die Plattform das Lichtniveau der einzelnen Leuchten an das jeweilige Verkehrsaufkommen angepasst werden. Bei starkem Verkehr soll sich die Beleuchtungshelligkeit automatisch auf 100 Prozent erhöhen - nimmt der Verkehr ab, wird das Licht auf den Ruhemodus heruntergedimmt (20 bis 30 Prozent). Die bedarfsgerechte Steuerung sorgt neben der Energieeinsparung auch für weniger Lichtverschmutzung sowie eine längere Lebensdauer der LEDs.
„Licht ist eine zu schätzende Ressource und der bewusste Umgang damit ist nachhaltig. Die durch Digitalisierung mögliche bedarfsgerechte Lichtsteuerung in der Nacht wird uns helfen, Energiekosten zu sparen – wir erwarten Kosteneinsparungen von bis zu 85 Prozent im Jahr“, so Bürgermeister Dr. Dieter Lang. Guido Schick, Kaufmännischer Leiter der Städtischen Betriebe Dietzenbach, fügt hinzu: „Wir danken allen beteiligten Partnern und wollen mit diesem Modellprojekt herausfinden, inwieweit man kommunale Dienste durch neue Technologien digitalisieren kann."
Bürgermeister Dr. Dieter Lang berichtet zu dem Modellprojekt auch im "Bürgermeister Podcast" unter www.dietzenbach.de/podcast.