Dietzenbach gedenkt der Verstorbenen der Pandemie
18. April: Kreisstädter*innen beteiligten sich am zentralen Gedenktag
Seit Beginn der Corona-Pandemie vor über einem Jahr sind viele Menschen weltweit gestorben, so auch im Kreis Offenbach und in Dietzenbach. Es starben Menschen infolge einer Corona-Erkrankung, andere wiederum unabhängig davon. All diese verbindet, dass sie sich durch die Einschränkungen in der Pandemie häufig nicht von ihren Familien und Freunden haben verabschieden können, wie es noch vor etwa 13 Monaten möglich war. Auch für Hinterbliebene ist es schwer, angemessen zu trauern. Die Pandemie hinterlässt tiefe Spuren im Leben vieler Menschen.
Um den in der Pandemie Verstorbenen zu gedenken, richtete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 18. April 2021 eine zentrale Gedenkveranstaltung aus und appellierte an die Städte und Gemeinden, eigene Aktionen des Gedenkens zu initiieren. Dietzenbach steht in diesen schweren Zeiten zusammen, hat 40 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus verloren und gedachte an diesem Sonntag ebenfalls der Verstorbenen. Unterschiedliche Akteure eröffneten vielfältige Möglichkeiten, Anteilnahme zu zeigen.
Flaggen auf Halbmast, Blumen und Kerzen, Kirchengeläut und Gottesdienste
Die Flaggen vor dem Rathaus und dem Kreishaus wehten an diesem Gedenksonntag auf Halbmast bzw. im Trauerflor. Die Christuskirche öffnete, wie auch während der kompletten Pandemiezeit, die Türen als Ort der stillen Anteilnahme. In verschiedenen Gottesdiensten wurde das Gedenken in die Fürbitten aufgenommen und es gab einen Raum, für all den Schmerz des Abschiedes. Jeweils natürlich Corona konform.
Da eine größere Zusammenkunft oder gar zentrale Gedenkfeier derzeit nicht passend ist, waren dezentrale und zeitlich auseinandergezogene Gesten angemessen und willkommen. So bat Bürgermeister Jürgen Rogg darum, Kerzen in die Fenster zu stellen, um den Zusammenhalt in der Stadt zu zeigen. „Es ist schwer in Zeiten, in denen man sich am liebsten nahe sein möchte und ein Riss durch die Gesellschaft geht, das Zusammengehörigkeitsgefühl und gelebte Solidarität zu spüren und zu zeigen.“. Es konnte daher nur kleine Aktionen geben, die in der Summe jedoch ein großes Zeichen senden können. „Dietzenbach hält zusammen, wenn auch eben mit dem von der Pandemie aufgezwungenen Abstand“, resümierte Rogg.
"Ausmaß noch lange nicht absehbar"
Er selbst legte um 17.30 Uhr gemeinsam mit Dietzenbachs Ersten Stadtrat Dr. Dieter Lang und Horst Schäfer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Religionen (ARD) in Dietzenbach, im Stillen Blumen vor dem Rathaus nieder und zündete Kerzen an. „Das Innehalten in turbulenten Zeiten ist wichtig“, so der Bürgermeister.
Erster Stadtrat Dr. Dieter Lang: „Diese Pandemie ist die schwerste Zeit seit dem zweiten Weltkrieg und hat die Welt, Europa, Deutschland und natürlich auch Dietzenbach bereits seit über einem Jahr fest im Griff. Die Auswirkungen und das Leid in so vielen Bereichen sind immens und das Ausmaß noch lange nicht absehbar“, so der Sozialdezernent.
Horst Schäfer als Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen in Dietzenbach: „Das Virus greift alle an. Es kennt keine religiösen, kulturellen, rassistischen, ökonomischen oder nationalen Unterschiede. Deshalb ist die größte Chance, sich erfolgreich dagegen zu wehren, länder- und religionsübergreifend gemeinsam und solidarisch dagegen vorzugehen. Die Fürbitten aller Gemeinden der ARD richten sich an diesem Sonntag unterschiedslos alle an Corona Verstorbenen und deren Hinterbliebene.“
Um 18.00 Uhr gab es eine Messe in der St.-Martin-Gemeinde, die anlässlich des Gedenktages Menschen zusammenbrachte und an die Verstorbenen Dietzenbachs erinnerte. Dies nach vorheriger Anmeldung und gemäß Hygienekonzept. Es war ein meditativer, abendlicher Gottesdienst mit Musik und Texten und der Möglichkeit, jeweils eine Blume für die Verstorbenen der Pandemie an der Osterkerze abzulegen.
Wie jeden Sonntag sangen gegen 19.30 Uhr Dietzenbacher*innen der Römersiedlung in Steinberg auf ihren jeweiligen Balkonen gemeinsam. Diese private Initiative stammt von Horst Schäfer, der mit seinen Nachbarn auf diese Weise bereits an über 80 Sonntagen getrennt und doch zusammen gesungen hat. Am 18. April wurde das Dietrich-Bonhoeffer-Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen" gemeinsam angestimmt.
Um 19.40 Uhr war dann ein gemeinsames Kirchengeläut in Dietzenbach zu hören. Die Uhrzeit war nicht zufällig, sie verbindet die 19 von COVID 19 mit den insgesamt 40 Verstorbenen in der Kreisstadt.
Begleitet wurde der Gedenktag durch Beiträge in den sozialen Netzwerken.