Kinderrechte und Klima - Schwerpunkte pädagogischer Arbeit
Spielerisch Kinder stärken und gemeinsam lernen in den Kitas 4 & 13
Die Dietzenbacher Kita 4 und die Kita 13 „Am Hexenberg“ gelten als zusammengehörige, eng kooperierende Einrichtung mit dem Credo: „Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht das Kind mit seinen Bedürfnissen.“ Im pädagogischen Konzept wird dahingehend erläutert: „Jedes Kind in unserem Haus soll sich in seiner Einzigartigkeit angenommen und geborgen fühlen. Unsere pädagogische Arbeit richtet sich nach dem Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes. Wir wollen die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen und sie in ihrem Tempo begleiten. Mit unserer kontinuierlichen Begleitung entwickelt sich jedes Kind in seiner körperlichen, geistigen und seelischen Reife weiter. Wir geben allen Kindern in unserem Haus Raum, um sich zu entfalten, um eigene Stärken zu stärken und individuelle Fähigkeiten auszubauen und Fehler machen zu dürfen. Fähigkeiten und Fertigkeiten erwirbt jedes Kind in seinem eigenen Lerntempo. Des Weiteren ist eine aktive Mitwirkung der Eltern für uns eine Grundvoraussetzung für ein gelungenes Miteinander. Um den Kindern eine optimale Begleitung zu bieten, liegt uns eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit am Herzen.“
Mit seiner pädagogischen Haltung, Achtung und Wertschätzung bietet das Team der Kita 4 & 13 Kindern einen Ort des Lebens und Lernens – dabei benötigt eigenständiges Lernen Struktur, Vertrauen, Sicherheit und eine stabile Beziehung zu den Kindern und Eltern. „Ziel ist es immer, eine gute Basis zu schaffen, in der sich ein Kind nach seinen Bedürfnissen weiterentwickeln kann“, so die Kita-Leiterin Ayten Gültekin. In der Kita 4 & 13 geschieht dies etwa mit einem abwechslungsreichen Lernumfeld, das sensibel und spielerisch Fähigkeiten und Kompetenzen vermittelt. So gibt es etwa Erfahrungsmöglichkeiten im Wahrnehmungsbereich, Kreativität, Forschen und Experimentieren, Natur, Sprache, Musik, Bewegung und Ernährung. Hierbei werden die Kinder in der Mitgestaltung, sprich Partizipation, ihres Alltags einbezogen und lernen, ihre Meinung zu vertreten und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Wie sieht das in der Praxis aus? Konkrete Beispiele sollen an dieser Stelle zwei pädagogische Schwerpunkte sein – Stichworte Kinderrechte und Klima.
Kinderrechte im Fokus: Spielerisch entwickeln, visualisieren und etablieren
„Wir ergänzen unseren ganzheitlichen Auftrag, indem wir die Kinder in ihren Rechten stärken“, erklärt Kita-Leiterin Gültekin. Dazu werden in der Einrichtung gezielt die Kinderrechte spielerisch vermittelt und gestärkt – und zwar so erfolgreich, dass die Kita-Gemeinschaft am Dietzenbacher Hexenberg damit im Modellprojekt „Kinderrechte in Kindertageseinrichtungen gemeinsam nachhaltig umsetzen“ vom Kinderschutzbund Gießen zertifiziert wurde.
„Auch Kinder haben Rechte und wir wollen ihnen dabei helfen, diese ganz bewusst zu leben und in ihrer Entwicklung gut und sicher einzusetzen“, sagt Dietzenbachs Erster Stadtrat und Sozialdezernent René Bacher. Über das Modellprojekt hinaus setzen sich die Teams der Dietzenbacher Kitas 4 und 13 täglich mit Kinderrechten auseinander und entwickeln stetig passende Aktionen – und zwar sowohl mit den Kindern als auch ihren Eltern. Es gibt beispielsweise Mitmachaktionen zu Ostern und auch zum Sommerfest, bei denen die Kinder nicht nur bunte Eier, Hasen, Stofftaschen und Co. basteln, sondern ihre Kunstwerke gemeinsam mit den Fachkräften und Eltern mit für sie wichtigen Botschaften wie „Recht auf Gleichheit“, „Recht auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung“, „Recht auf Spiel und Freizeit“, „Recht auf Schutz im Krieg und auf der Flucht“ oder „Recht auf Gesundheit“ beschriften können. „Wir haben dabei schon häufig erlebt und gehört, dass die Kinder ihren Eltern die eigenen Kinderrechte auch außerhalb der Kita erklärt haben. Das zeigt, dass das spielerisch Erlernte gut verinnerlicht und angewendet werden kann“, berichtet Gültekin. Darüber hinaus gibt es Sticker, die mit dem Motto „Heute schon an Kinderrechte gedacht?“ in beiden Kitas an gut sichtbaren Stellen aufgeklebt wurden und so das Thema in verschiedenen Situationen und Räumen visualisieren.
Grundsätzlich werden bei allen Aktionen innerhalb der Einrichtungen die Kinderrechte mitbedacht und pädagogisch begleitet, um sie nachhaltig zu festigen und zu etablieren. „Besonders wichtig ist meinen Kolleginnen und mir, dass die Kinder auch untereinander den Umgang mit ihren eigenen Rechten lernen – etwa, wie sie sich mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ für etwas entscheiden können“, so Gültekin. Kinderrechte werden also kontinuierlich gemeinsam gelernt und nachhaltig umgesetzt.
Apropos nachhaltig: Ein zweiter thematischer Schwerpunkt der Erziehung in den zusammengehörigen Einrichtungen ist die „Umwelt“. Unter dem Motto „Kleine Hände zeigen große Wirkung“ beginnt hier schon mit den Kleinsten die Sensibilisierung für Klima- und Abfallthemen. Beispiel: Seit rund zwei Jahren läuft mit den Vorschulkindern eine Klimaprojekt, das von Thorsten Schaad aus dem städtischen Klimaschutz-Team begleitet wird. Dabei werden den Kindern mit lebhaften Spielen, Ausflügen und Bastelarbeiten Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt und Müll nähergebracht.
Kindgerechte Sensibilisierung mit Aktionen und Geschichten
So setzen sich Kita-Team und die Kinder regelmäßig mit dem Thema Klimaschutz auseinander. „Unsere Vorschulkinder können ganz spielerisch entdecken, wie sie selbst zum Schutz der Umwelt beitragen können“, berichtet Kita-Leiterin Gültekin. Neben der Teilnahme am „Sauberhaften Kindertag“, bei dem mit Kindern und ihren Eltern loser Müll rund um das Kita-Gelände gesammelt wird, wird das Thema Abfall etwa auch durch Vorleseaktionen oder ein interaktives Bilderbuchkino (Sharkproject) wahrgenommen. „Mit der Geschichte ‚Michel, der kleine Meeresheld‘ können wir beispielsweise sehr kindgerecht und fantasievoll auf den Müll in weiten Ozeanen aufmerksam machen und Verbindungen zur Umweltverschmutzung vor der eigenen Haustür schaffen. Die Kinder wie auch ihre Eltern werden dadurch noch sensibler für das Thema und nehmen ihr Engagement in den Alltag mit. Besonders unsere Vorschulkinder sind dabei tolle Vorbilder für die jüngeren Kinder in der Kita oder ihrer Familie“, ergänzt sie.
Verpackungsmüll sichtbar machen und lernen
Müllsammelaktionen werden regelmäßig mit anschaulichen Beispielen verknüpft – zum Beispiel mit ausgestellten Produkten wie Zigarettenkippen, Kaugummipapier, Batterien und mehr, die oftmals einfach als wilder Müll in die Natur geworfen werden. „Die Eltern waren wie die Kinder sind immer sehr beeindruckt, wie lange es braucht, bis etwa eine Bananenschale, ein Zigarettenstummel oder eine PET-Flasche verrottet“, sagt Kita-Leiterin Gültekin.
Damit das Thema Abfall verinnerlicht werden kann, steht in der Kita ein kleines „Müllauto“ bereit – ein kindgerechtes Mülltrennsystem, mit dem täglich geübt werden kann, was wo richtig entsorgt wird. „Durch das Sammeln von Verpackungsmaterialien wird das hohe Aufkommen an täglichem Müll sehr deutlich und sichtbar gemacht – der Lerneffekt ist dann besonders hoch“, so Gültekin.
Mehrfach-nachhaltige Effekte durch pädagogische Schwerpunkte und Aktionen
Und dass Kinderrechte, Klima und Nachhaltigkeit richtig gut zusammenpassen, zeigt eine beispielhafte Aktion des letzten Sommerfestes der Kita 4 & 13: So wurde etwa ein Kinderrechte-Memory entwickelt, bei dem sich Kinder ein für sie wichtiges Recht aussuchen konnten. Mutter, Vater, Großeltern oder Geschwister haben dieses Kinderrecht – etwa „Mein Recht auf Gesundheit“ – dann für sie auf einen Baumwollstoffbeutel geschrieben, der zudem gemeinsam bemalt wurde. Beim Mitnehmen zum Spielen, zum Sport oder auch Einkaufen mit dem Beutel entstehen dann gleich mehrere nachhaltige Effekte“, berichtet Gültekin. „Die Kinder und ihre Familien nutzen den Stoffbeutel und sparen unnötige Verpackungen, haben zudem die Kinderrechte vor Augen und machen gleichzeitig andere Menschen auf diese aufmerksam, wenn diese die bunten Beutel sehen und die Aufschrift lesen.