Auf dem stillen Örtchen
Internationaler Tag des Toilettenpapiers am 26. August
Ein unscheinbares Produkt, das eine Selbstverständlichkeit ist und gleichzeitig eines, dessen Fehlen wir uns nicht vorstellen können: Das Toilettenpapier. Laut dem Statistischen Bundesamt verbrauchte jede erwachsene Person in Deutschland durchschnittlich etwa 15 Kilogramm Toilettenpapier pro Jahr. Das entspricht je nach Marke, Qualität und Lagenanzahl rund 102 Rollen jährlich bzw. etwa 9 Rollen im Monat. Würde man die jährlich verbrauchten Rollen eines 4-köpfigen Haushalts übereinanderstellen, wäre dieser Turm doppelt so hoch wie der Dietzenbacher Aussichtsturms auf dem Wingertsberg. „Der internationale Tag des Toilettenpapiers ist eine Gelegenheit, um auf die Bedeutung dieses scheinbar unscheinbaren Produkts hinzuweisen und seine wichtige Rolle für unsere Gesellschaft zu würdigen“, weiß Stadtwerke Geschäftsführer Guido Schick.
Vom alten China bis zur modernen Bequemlichkeit
Das moderne Toilettenpapier, wie wir es kennen, hat eine große Reise hinter sich. Erst im 20. Jahrhundert etablierte es sich auf dem deutschen Markt. Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen über die Verwendung von Papier zur persönlichen Hygiene stammen aus dem antiken China. Im Jahr 1857 patentierte der US-amerikanische Geschäftsmann Joseph Gayetty das erste in den USA hergestellte Toilettenpapier. Es war als "Gayetty's Medicated Paper" bekannt und wurde in Einzelblättern verkauft. Die komfortablen Rollen erreichten Deutschland dann im Jahr 1928.
Von Blättern, Lumpen, Schwämmen und Wolle
Die Vorläufer des heutigen Toilettenpapiers waren weniger komfortable Alternativen: hauptsächlich Blätter, aber auch Pflanzen, Schafwolle oder Schwämme kamen zum Einsatz. Auch Heu und Stroh wurden nach dem Toilettengang verwendet. Als immer mehr Papier für Bücher und Zeitungen hergestellt wurde, fand es auch in den Toiletten Verwendung. Dies änderte sich jedoch mit der Einführung des Wasserklos, da dadurch das Recycling von Papier in der Kanalisation problematisch wurde.
Das moderne Toilettenpapier: Mehr als nur Komfort
Das heutige Toilettenpapier bietet nicht nur Komfort, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz. Es wurde entwickelt, um sich im Wasser rasch aufzulösen. "Toilettenpapier wurde speziell für die Anforderungen von Kläranlagen konzipiert. Es ist biologisch abbaubar und wird in den meisten modernen Kläranlagen problemlos verarbeitet", betont Jannis Wirth, der Technische Bereichsleiter, der für den Betrieb der Kläranlage zuständig ist.
Tim Stanzel, Projektleiter Kanal bei den Stadtwerken, ergänzt: „Es gibt jedoch andere Papierarten, die nicht so leicht zersetzbar sind wie unser herkömmliches Toilettenpapier. Feuchttücher, Küchenrollen oder Taschentücher können zu Verstopfungen in den Kanalsystemen führen. Dies kann nicht nur in privaten Abwasserleitungen zu Problemen führen, sondern auch im gesamten öffentlichen Kanalsystem."
Wirth unterstreicht die Wichtigkeit einer korrekten Entsorgung: „Feuchttücher, Haare und andere unerwünschte Stoffe gehören nicht in die Toilette. Sie zersetzen sich nicht so leicht und können in Pumpen und Kläranlagen zu massiven sogenannte Verzopfungen führen. Dies kann erhebliche Kosten und sogar Umweltschäden verursachen. Es ist daher unerlässlich, ausschließlich Toilettenpapier hinunterzuspülen und alle anderen Materialien ordnungsgemäß im Hausmüll zu entsorgen.“
Nach dem Runterspülen
Nachdem das Toilettenpapier hinuntergespült wurde, beginnt seine Reise zur Dietzenbacher Kläranlage, wo das Abwasser von rund 35.000 Dietzenbacher Einwohnern behandelt wird. In der mechanischen Reinigungsstufe wird das Abwasser unter anderem durch den Rechen geführt, der grobe Abfälle wie Hygieneartikel und Feuchttücher weitgehend entfernt. Das Toilettenpapier selbst hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits großteils aufgelöst. In den weiteren Stufen der Kläranlage Dietzenbach, der biologischen und chemischen Reinigungsstufe, werden die verbliebenen Bestandteile des Toilettenpapiers und andere Schmutzstoffe vom Abwasser getrennt oder biologisch abgebaut, bis das gereinigte Abwasser schließlich sicher in die Umwelt zurückgeführt werden kann.
Es gibt sicherlich viele „internationale Tage“, deren Sinn man hinterfragen kann. Wie man sieht, ist der „Internationale Tag des Toilettenpapiers“ keiner davon.