Weihnachtsansprache des Bürgermeisters
Rückblick auf 2022 und Ausblick auf 2023
Hinweis: Diese Ansprache ist auch als Video zu sehen unter www.dietzenbach.de/podcast
Liebe Dietzenbacherinnen und Dietzenbacher,
ein weiteres Jahr geht zu Ende. Ein Jahr, welches nicht mehr nur von der Pandemie, sondern vom Krieg in Europa, vom Menschen gemachten Klimawandel und Trinkwassermangel geprägt war. Man spricht von Unvorstellbarem, von einer Polykrise, und meint damit eine Vielzahl von unberechenbaren Vorkommnissen, die alle auf einmal unser tägliches Leben beeinflussen und Ängste auslösen. Es zeigt uns auf, dass wir Menschen des 21. Jahrhunderts, unser Zusammenleben und unsere demokratische Grundordnung verletzlich sind. Es zeigt uns auf, dass unser planetares Ökosystem, welches unsere Lebensgrundlage ist, unter der Ausbeutung- und Ausnutzung des Menschen, gerade in den letzten 200 Jahren, leidet und an seine Grenzen stößt.
Ist das eine Zeit des Trübsaals und der Verzweiflung? Ich meine: Nein, keineswegs. Wir leben in einer Zeit des Transfers in ein neues Zeitalter und das geht besser mit Zuversicht und Motivation zur Veränderung als mit Angst. Angst ist bei der Begleitung von evolutiven Systemveränderungsprozessen ein schlechter Lehrmeister.
Es gibt berechtigten Anlass zur Hoffnung und Zuversicht.
Wir erleben zurzeit eine Pandemie, welche sich langsam ausschleicht. Das Infektionsgeschehen gleicht heute schon mehr einer Epidemie, also einer zeitlich- lokalen Infektion. Der prognostizierte, sprunghafte Anstieg der Infektionen nach der Sommerpause oder durch die Wintermonate ist ausgeblieben. Seit Wochen sinken die Infektionszahlen und befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Wir haben verlässliche Impfungen, 90 Prozent der Bevölkerung in Hessen ist mittlerweile immunisiert, die Maskenpflicht in Innenräumen wurde aufgehoben, ebenso die Abstandsregelungen und die Isolationsplicht, wir haben Tests zur Verfügung und nicht zuletzt haben wir alle gelernt mit Hygienemaßnahmen verantwortungsvoll umzugehen. Diese Pandemie hat ihren Schrecken verloren und ist für die Meisten von uns zur Normalität geworden.
Schon längst haben die Ereignisse um den 24.02.2022, dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine, unser Sorgen- und Angstkontingent erfüllt. Das Ziel der russischen Staatsführung die Ukraine in Kürze vollständig zu besetzen war ein Trugschluss. Der seit Monaten dauernde Krieg zeigt den Irrtum und die völlige militärische Fehleinschätzung der russischen Streitkräfte. Der Staatspräsident hat sich international isoliert. Der Glaube die Europäische Völkergemeinschaft könne Seite an Seite mit Russland in eine gemeinsame Zukunft gehen ist vorbei. Die Vorstellung mit Russland, bzw. dem russischen Imperium, über gefestigte Handelsbeziehungen und verlässliche Lieferverträge eine friedvolle, gemeinsame Zukunft zu gestalten ist passe. Dieser europäisch-russische Pazifismus-Gedanke hat sich ausgeträumt. Es herrscht das Diktat der Waffen und Putin führt einen grausamen militärischen Krieg in der Ukraine und einen Wirtschaftskrieg bis in unsere Wohnzimmer in Deutschland hinein. Unser tägliches Leben ist von Inflation, gestiegenen Preisen in allen Bereichen, gekennzeichnet und das Geld und die Kaufkraft wird knapper. So mancher Weihnachtsgabentisch wird weniger gedeckt sein als im letzten Jahr. Energiesparen ist angesagt und das ist, aus ökologischer Sicht, gut so.
Unser Verzicht ist nicht zu vergleichen mit den Entbehrungen und Ängsten, die die Menschen in den Kriegsgebieten zu ertragen haben und Opfer dieses grausamen Krieges geworden sind. Verglichen damit ist unser Verzicht vernachlässigbar.
Vorbildlich war und ist das solidarische Verhalten von Dietzenbacherinnen und Dietzenbachern, Geflüchtete privat aufzunehmen. Alleine hätte das die Stadtverwaltung nicht geschafft. Ich bedanke mich bei allen, die Solidarität gezeigt haben und sich nach wie vor ehrenamtlich engagieren und zum Beispiel bei der Flüchtlingshilfe in Dietzenbach mitwirken. Wird so doch unser gesellschaftliches und kulturelles Miteinander gestärkt und gefestigt.
Sehr erfreulich in den letzten Monaten war, dass wir unser öffentliches Kultur- und Vereinsleben zurückhaben. Es war sehr schön am 1. Adventswochenende den Dietzenbacher Weihnachtsmarkt auf dem Roten Platz zu eröffnen. Die Klänge des evangelischen Posaunenchors der Martin-Luther Gemeinde brachten eine Vertrautheit und eine besinnliche Weihnachtsstimmung zurück auf den Roten Platz, wie wir sie seit drei Jahren nicht mehr hatten. Die Besucherzahlen waren enorm, so waren die 1.400 Thüringer Bratwürste, unserer Freunde aus der Partnerstadt Neuhaus, bereits am Sonntagnachmittag restlos ausverkauft.
Wir haben in diesem Jahr unsere Stadtfeste gefeiert: Das Fest ohne Grenzen, das Weinfest, die „Nacht der Lichter“, das Vereinsfest und das Klimafestival, mit dem Dietzenbach erstmals in der Sommertour der Hessenrundschau war. Wir wünschen uns, dass das auch über den Jahreswechsel und in 2023 so weitergehen wird.
Dennoch, ein unbeschwertes Weihnachtsfest zu feiern, fällt nicht leicht. Ich denke auch an jene Menschen, die von sozialer Armut, Einsamkeit und Entbehrungen betroffen sind. An Menschen denen es nicht so gut geht.
Liebe Dietzenbacherinnen und Dietzenbacher,
ich blicke dennoch mit Zuversicht in die Zukunft!
Du hast zwei Möglichkeiten, entweder Du läufst mit Trübsal durch die Gegend und schwächst damit deine eigene Vitalität, oder Du schaust welche neuen Möglichkeiten sich bieten und wie sich diese positiv für uns alle nutzen lassen. Ich halte es mit Letzterem.
Es gibt viele Beispiele wo Menschen zusammenrücken und sich gegenseitig helfen. Es gibt zahlreiche Beispiele in unserer Stadt wo Unternehmerinnen und Unternehmer auf erneuerbare Energien setzen und den Transfer in ein postfossiles Zeitalter schon angehen. Neue Bauvorhaben und Baugebiete werden nachhaltig gebaut. Der Zeitenwandel ist in der Kreisstadt in vollem Gange.
Ich danke allen, die aktiv an diesen Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt, mitwirken. Den Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern, Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal, den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung, der Städtischen Betriebe und Stadtwerke, der Feuerwehr, den Dietzenbacher Vereinen, den Kirchen- und Glaubensgemeinschaften und den Institutionen, die ein Kultur-, Sport- und Beratungsangebot bereithalten und allen die ehrenamtlich in unserer Stadt tätig sind.
Ich danke allen, die dazu beitragen, dass unser Leben hier in Dietzenbach auch für die nächsten Generationen liebenswert bleiben wird.
Ich wünsche uns allen, dass wir, jede und jeder Einzelne von uns, die positiven Momente, die jeder Tag für uns bereithält, wahrnimmt. Es sind die kleinen Dinge des Alltags, die uns die Möglichkeit bieten, sich darüber zu freuen. Die Weihnachtszeit ist im jahreszeitlichen Verlauf eine ruhige, eher stille Zeit. Diese Jahresrhythmik ist für uns Menschen wichtig.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie diese Ruhe und Stille für sich zumindest in den nächsten Tagen finden.
Das globale Internet und die sozialen Medien kennen diese Jahresrhythmik nicht. Dennoch ist die Zeit der Besinnung für Sie und ihre Gesundheit wichtig. Nehmen Sie sich diese Zeit der Ruhe und Stille für sich.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Momente bewusst erleben können und dankbar darüber sind.
Ja, wir haben allen Grund zur Zuversicht. Wir leben in Verhältnissen um die uns viele Menschen in der ganzen Welt beneiden. Deutschland ist ein sicheres Land und bietet uns viele Chancen und Möglichkeiten auf ein Leben, welches wir nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten können.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, ich wünsche Ihnen und den Menschen, denen Sie verbunden sind, gesegnete Weihnachten, viel Vorfreude auf diese besonderen Feiertage, einen besinnlichen Jahreswechsel und alles Gute im Neuen Jahr 2023.
Ihr Bürgermeister
Dr. Dieter Lang