Dietzenbacher Mammutbaum mit Geschichte
Bei Rettungsaktion mehr zur Herkunft des stattlichen Baumes erfahren
Der über 20 Meter hohe Mammutbaum auf dem Parkplatz am Kindäcker Weg erfährt seit einigen Wochen eine besondere Pflege: Intensive und häufige Wässerungen sollen dafür sorgen, den stattlichen Bergmammut vor Trockenheit zu schützen und ihn noch lange gesund und grün zu halten. Mammutbäume können prinzipiell sehr alt werden, es gibt von ihnen weltweit nur noch drei lebende Arten: den Bergmammut, den Küstenmammut und den Urweltmammut. Die gemeinsame Maßnahme von Städtischen Betrieben mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Dietzenbach ist auf große, positive Resonanz in der Bevölkerung gestoßen: „Durch zahlreiche Rückmeldungen, vor allem in den Social-Media-Kanälen, ist deutlich sichtbar geworden, dass uns allen ‚unser‘ Dietzenbacher Mammutbaum sehr am Herzen liegt. Mammutbäume sind Lebewesen aus der Dinosaurierzeit und müssen gerettet werden. Das gilt natürlich grundsätzlich für jedes Stadtgrün, das von unseren Mitarbeitenden sowie von jeder Bürgerin und jedem Bürger im privaten Bereich gepflegt wird“, bekräftigt Bürgermeister Dr. Dieter Lang.
Mammutbaum aus ehemaligem Kleingarten
Über die Rückmeldungen zur Rettungsaktion kamen nun Details zur Geschichte des Mammutbaums und seines Standortes zum Vorschein: So berichtete die Dietzenbacherin Gabriele Andresen per Facebook und im persönlichen Gespräch mit dem Bürgermeister, dass der in den 1950er Jahren noch kleine Baum damals von der Oma ihres Freundes Bernd Göckel, einem echten, hier geborenen „Dietzebäscher“, gesetzt wurde – und zwar in deren Kleingarten an der heutigen Rodgaustraße. „Damals sagte man ‚de Kinnäcker‘ zu diesem Areal“, berichtet Bernd Göckel. Zur Herkunft seiner Oma Marie und der Familie führt er weiter aus: „Sie kam in den 1920er Jahren durch die Heirat mit dem Dietzenbacher Christof Göckel nach Dietzenbach. Neben Wohnungen in der Schmidtstraße, in der ‚Siedlung‘ (Frankfurter Straße) und in der Babenhäuserstraße wohnte die aus der Dreieichenhainer Großfamilie Zindel stammende Oma Marie – sie hatte noch 15 Geschwister – in den 1970ern in der Rodgaustraße. Selbst als sie Ende der 70er Jahre nach Steinberg zu ihrem Sohn Kurt Göckel zog, fuhr sie noch fast täglich mit dem Rad in den Garten.“
Marie Göckel war seit den 1950er Jahren als Forstarbeiterin im Forstamt Frankfurt Oberrad angestellt und für den Stadtwald tätig – sie pendelte täglich mit dem Fahrrad zwischen Dietzenbach und der Großstadt am Main. Den kleinen Nadelbaum brachte sie eines Tages mit und pflanzte ihn ein. Bernd Göckel: „Der Baum war Mittelpunkt eines kleinen Steingartens, in dem sogar Edelweiß wuchs. Das hat mich als Kind besonders beeindruckt in dem rund 500 Quadratmeter großen Garten von Oma.“
Nachdem die Kleingarten-Grundstücke an der Rodgaustraße in den 1980er Jahren an die Stadt verkauft wurden, blieb der damals rund 30-jährige Bergmammut dann als einziger Baum der ehemaligen Anlage an Ort und Stelle. Bis heute ist er um einige stattliche Meter in die Höhe und Breite gewachsen, hat nun einen Stammdurchmesser von 1,20 Metern und „gehört einfach zur Rodgaustraße und zu Dietzenbach“, so die Stimmen der Bevölkerung.
Gabriele Andresen und Bernd Göckel verbinden gute Erinnerungen an die damalige Zeit, in der sie ein Paar waren: „Der Baum wurde in den 1950ern gepflanzt und ist demnach sicher schon über 70 Jahre alt. Er stand schon im Garten meiner Oma, seit ich denken kann. Von meinem Elternhaus in der Bahnhofstraße – ‚im Eck‘ – sind wir sonntags oft zum Essen zu Oma Marie in die Rodgaustraße gelaufen. Dabei kamen wir stets an der Kleingarten-Anlage mit dem Mammut aus Frankfurt vorbei“, sagt Göckel. Und er berichtet weiter: „Seit dem Verkauf des Gartens in den 1980ern war der Baum gewissermaßen sich selbst überlassen. Es freut mich nun umso mehr, dass der Baum unter den Dietzenbachern so viele Freunde gefunden hat und man sich von deren Seite sowie seitens der Stadt so für seinen Erhalt einsetzt.“ Auch Gabriele Andresen ist glücklich, dass der Mammutbaum weiterhin an Ort und Stelle erhalten wird: „Der Baum steht heute tatsächlich bereits für die fünfte Generation der Familie Göckel. Es ist toll, dass er noch immer wachsen darf und nun auch Hilfe in Form von Wasser bekommt. Herzlichen Dank an die Feuerwehr und alle Menschen, die sich für den Mammut einsetzen“, so Andresen.
Rettungsaktion mit Unterstützung
Im Sommer hatte sich der stattliche Nadelbaum auf dem heutigen Parkplatz am Kindäcker Weg zunehmend braun gefärbt und an Kraft verloren. Nach einer Untersuchung stellte sich heraus, dass der jahrzehntealte Mammutbaum zwar nicht krank ist, aber sehr unter Trockenheit leidet und eine häufigere intensive Wässerung benötigt.
Gesagt, getan: Mit dieser Diagnose fanden sich Stadt und Freiwillige Feuerwehr zusammen, rund um den Baum wurde eine Teilentsiegelung vorgenommen und der Wurzelbereich in mehreren Schritten intensiv gewässert. „Wir werden kontinuierlich für Extra-Wassergaben sorgen, unterstützt durch die Feuerwehr Dietzenbach“, erklärt Stefan Rogge, Bereichsleiter für Grünflächen und Stadtbäume bei den Städtischen Betrieben. Ein erster, zarter Erfolg: Beim Dietzenbacher Baum seien an einigen Stellen frische, grüne Nadelspitzen zu sehen.