Inhalt

Dietzenbacher Ausscheller

von Joachim Kreutz

Noch bis in die 1950er Jahre zog der Gemeinde-Ausscheller mit seiner Glocke durch Dietzenbachs Gassen, um die neuesten Bekanntmachungen der Gemeindeverwaltung sowie andere wichtige Informationen, z.B. Angebote der örtlichen Geschäftsleute, zu verkünden.

 Als Hommage an diese beliebte „Institution“ des früheren dörflichen Lebens spendierte der Dietzenbacher Lions Club anlässlich seines zehnjährigen Bestehens eine Bronze-Skulptur des „Dietzenbacher Ausschellers“. Mit der Gestaltung und Ausführung wurde der Frankfurter Künstler Joachim Kreutz beauftragt, der den Dietzenbachern schon mehrere seiner prägnanten Kreationen hinterlassen hat, beispielsweise das „Dietzenbacher Ei“ am Geschichtspfad und das „Deiwelche“ am Museum für Heimatkunde und Geschichte.

Am 23. September 2006 wurde die 1,70 Meter große Bronze-Statue des „Dietzenbacher Ausschellers“ in der Darmstädter Straße neben der „Alten Schule“, der heutigen Polizeistation, feierlich enthüllt.

Inspiriert durch diese Figur schlüpfte das Dietzenbacher Original Herbert „Seppel“ Lehr in die historische Rolle des „Dorf-Ausschellers“ und führte in den Folgejahren zahlreiche Führungen in der Dietzenbacher Altstadt durch (verstorben im April 2013).

Der Künstler

Fünf Kunstwerke hat der Frankfurter Bildhauermeister und Künstler Joachim Kreutz den Dietzenbachern hinterlassen.

Sein Debüt gab Kreutz Ende Juni des Jahres 2000 mit der Erschaffung des „Dietzenbacher Eis“ für den Geschichtspfad. Aus einem etwa fünf Tonnen schweren Gesteinsblock aus hessischem Diabas, einem dunkelgrünen, sehr hartem Tiefengestein, gestaltete Kreutz ein aufplatzendes Ei, das die „Geburtsstunde“ Dietzenbachs symbolisieren soll. In der Bruchstelle kommt die für Dietzenbach so bedeutsame Passage des lateinischen Urkundentextes „...Item in dicenbah...“ , (…Ebenso in Dietzenbach…) zum Vorschein – der Anfang des Satzes aus einem alten Schenkungsverzeichnis an das Kloster Patershausen, in dem Dietzenbach um das Jahr 1220 n.Chr. zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird. In diesem Güterverzeichnis des Klosters Patershausen ist vermerkt, dass Pfarrer Luphridus von Preungesheim seine Güter, darunter einen Hof in „Dicenbah”, dem Kloster vermacht.

Das Werk sollte allerdings nach den Vorstellungen des Künstlers nicht anonym im Atelier oder unbeachtet in der Gemarkung entstehen, sondern mit dem Charakter einer „Performance“ an einem öffentlichen Ort unter Beobachtung und Teilnahme der Bürgerschaft, für die es bestimmt ist. Ausdrücklicher Wunsch von Kreutz war es auch, dass „Bürgermeister Heyer selbst mit Hand anlegt.” So war es nur konsequent und naheliegend, die Aktion direkt am Rathaus stattfinden zu lassen.

Am 5. September 2000 wurde das „Dietzenbacher Ei” an seinen endgültigen Standort auf dem Geschichtspfad an der „Russenhütte” verlegt.

Es folgte eine Beauftragung durch den 1996 gegründeten Dietzenbacher Lions Club, der neben seinem bisherigen karitativen Engagement nunmehr auch auf dem kulturellen Sektor tätig werden wollte. Kreutz sollte das Dietzenbacher „Deiwelche“, das sich mittlerweile als Maskottchen für den bevorstehenden Dietzenbacher Hessentag fest etabliert hatte, künstlerisch umsetzen. Am 5. Mai 2001 wurde das Deiwelche aus Bronze, das auf dem Balken eines stilisierten Daches sitzend verschmitzt auf die Betrachter herunterblickt, am Museum für Heimatkunde und Geschichte feierlich enthüllt.

Während des Hessentages (18. – 27. Mai 2001) realisierte Joachim Kreutz in einem Gemeinschaftsprojekt mit Schülerinnen und Schülern der Ernst-Reuter-Schule neben dem Jugendzentrum an der Rodgaustraße die Marmor-Skulptur „Wir formen die Welt“.

Die Idee zu dieser Skulptur hatten die Schüler im Rahmen der Lokalen Agenda 21 beim Planspiel „An den Schalthebeln der Macht“ entwickelt. Unter fachkundiger Anleitung von Joachim Kreutz und dem Kunstlehrer Thomas Schmidt meißelten die Jugendlichen ihre Vorstellungen von einer lebenswerten Zukunft in Dietzenbach in einen 4,5 Tonnen schweren Block aus weißem, portugiesischen Marmor, z.B. eine Taube für den Frieden, eine Note für die Musik, eine Erdkugel usw. .

Finanziert wurde das Projekt von der Fraport AG, aus Lotto-Toto-Mitteln des Landes Hessen sowie von der Stadt Dietzenbach.

Im Jahre 2003 widmete sich Kreutz der Einrichtung einer Gedenkstätte für totgeborene Kinder auf dem Dietzenbacher Friedhof. Um ein von ihm geschaffenes zentrales Symbol der Geborgenheit für die „Sternenkinder“ herum wurden von mehreren trauernden Eltern gestaltete Grabskulpturen angeordnet und in ein gesamtes Denkmalkonzept integriert.

Als vorerst letztes Werk von Joachim Kreutz in Dietzenbach wurde am 23. September 2006 die große Bronze-Statue des „Dietzenbacher Ausschellers“ in der Darmstädter Straße neben der „Alten Schule“, der heutigen Polizeistation, feierlich enthüllt.

Weiterführende Informationen

www.joachim-kreutz.de

zur Übersichtskarte