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Kommunale Wärmeplanung

Ziel: Mit weniger oder ohne fossile Energien den Wärmebedarf decken

Wie jede bundesdeutsche Kommune mit mehr als 20.000 Einwohnern muss auch Dietzenbach bis spätestens 2028 einen „kommunalen Wärmeplan“ erstellen, der Auskunft darüber gibt, wie Gebäude künftig mit weniger oder ganz ohne fossile Energien ihren Wärmebedarf decken können. Der Wärmeplan gibt eine wichtige Orientierung, welches Heizungssystem künftig für einzelne Quartiere der Stadt in Frage kommt und welche Investitionsentscheidung sinnvoll ist. Der Plan identifiziert geeignete Gebiete für neue Wärmenetze ebenso wie Gebiete, in denen beispielsweise wegen der mangelnden Dichte der Bebauung Wärmenetze wirtschaftlich oder technisch nicht möglich sind, so dass individuelle Lösungen zur Wärmeerzeugung (z. B. Wärmepumpen) gefunden werden müssen. Mit diesen richtungsweisenden Informationen unterstützt die Wärmeplanung Gebäudeeigentümer*innen beim Umstieg auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung.

Zur Umsetzung werden in der kommunalen Wärmeplanung Maßnahmen und Meilensteine festgelegt, um das Ziel einer klimafreundlichen Wärmeversorgung zu erreichen.

Warum ein kommunaler Wärmeplan?

Die Deckung unseres Wärmebedarfs in Deutschland läuft aktuell noch zu rund 80% über fossile Energieträger wie Öl und Gas. Um uns unabhängiger von fossilen Energien zu machen und dabei auch das Klima zu schützen, müssen wir auf neue Heizmethoden umsteigen. Technisch und wirtschaftlich ist das bereits möglich, beispielsweise über Wärmepumpen und Wärmenetze:

  • Wärmepumpen werden immer breiter einsetzbar; die Investitionskosten werden aktuell mit Fördermitteln abgefedert und mit dem Markthochlauf ist zu erwarten, dass die Preise für Wärmepumpen sinken.
  • Es werden immer mehr Möglichkeiten gefunden, größere oder kleinere Wärmenetzte durch Wärmequellen wie beispielsweise die Nutzung von nicht vermeidbarer industrieller Abwärme zu speisen. Für den Bau und Ausbau von Wärmenetzen gibt es Fördermittel.

Jede Heizmethode – traditionell-fossil oder umweltfreundlich – ist eine längerfristig angelegte Investition. Deshalb braucht eine Umstellung des Wärmesystems auch einen längerfristigen Plan – damit es zu möglichst wenig Fehlinvestitionen kommt – bei den Bürgen wie auch bei der Kommune und bei Betreibern von Wärmenetzen. Genau dafür wird der „kommunale Wärmeplan“ erstellt. Er soll für alle transparent aufzeigen, welche Heizmethode in absehbarer Zeit für welchen Teil der Stadt technologisch machbar und sinnvoll und wirtschaftlich der interessanteste ist. Der kommunale Wärmeplan wird dabei alle Wärmebedarfe berücksichtigen, Heizen, Warmwasser und die Wärme für industrielle Prozesse.

Wie ist die Ausgangslage in Dietzenbach?

Im Jahr 2020 wurden noch mehr als 58 Prozent des Wärmebedarfes in Dietzenbach aus den fossilen Energieträgern Öl und Erdgas gedeckt. Mit 9% Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien liegen wir unter dem Bundesdurchschnitt – dafür haben wir in Dietzenbach den Vorteil, bereits über ein Fernwärmenetz zu verfügen, das ebenfalls auf nachhaltige Wärmequellen umgestellt wird.

Auf die Wärmeversorgung der Stadt entfielen im Jahr 2020 rund 63% des Endenergieverbrauchs. Es lohnt sich also, an diesem großen Thema zu arbeiten, damit die Kreisstadt Dietzenbach ihre Klimaziele und die des Bundes erreichen kann. Die Wärmeversorgung mit regenerativen Energien wird hierbei eine entscheidende Rolle spielen, wie beispielsweise Solarthermie, Erdwärme oder Wärme aus Luft, Wasser und industrieller Abwärme. Auch der Ausbau des Fernwärmenetzes oder von Nahwärmenetzen wird ein zentraler Baustein sein.

Wie die Grafik zeigt, verbrauchen die privaten Haushalte in Dietzenbach, im Vergleich zu anderen Sektoren, die meiste Energie . Damit kommt den privaten Haushalten auch bei der Wärmewende eine große Bedeutung zu. Am wichtigsten wird es sein, den Wärmebedarf durch bessere Isolation der Gebäude zu senken – am besten ist die Energie, die gar nicht erst verbraucht wird. Der zweite Schritt ist die Frage nach der „Heizmethode“ – welche Heizung und welche Wärmequelle ist die wirtschaftlich und technisch sinnvollste? Darauf soll der Wärmeplan eine Antwort geben.

Dietzenbach will bis 2045 klimaneutral werden. Dafür ist eine nachhaltige Wärmeversorgung von zentraler Bedeutung. Die kommunale Wärmeplanung der Kreisstadt Dietzenbach dient als Kompass für diesen Weg.

Ziel der Wärmeplanung

Ziel der Wärmeplanung ist es, für einzelne Quartiere der Stadt die jeweils energie- und kosteneffizienteste Wärmeversorgung zu finden und den evtl. notwendigen Umbau der Infrastruktur mit der Stadtentwicklung und Bauplanung abzustimmen. So kann gezielt auf die Besonderheiten der Siedlungsstruktur eingegangen und effiziente Lösungen für die Wärmeversorgung entwickelt werden.

Die im Zuge der Wärmeplanung entwickelten Karten (eine Art „Wärmeversorgungsatlas“) informieren über Eignungsgebiete für Wärmenetze und Wärmequellen in Dietzenbach. In Gebieten, in denen absehbar keine potenziellen Wärmenetze eingezeichnet sind, müssen die Gebäude über dezentrale Wärmeerzeuger (z. B. Wärmepumpen) versorgt werden. Hier ist auch denkbar, dass sich mehrere Hausbesitzer*innen zusammentun und beispielsweise kleine gemeinschaftliche Versorgungslösungen anstreben.

Wie wird ein kommunaler Wärmeplan entwickelt?

Die kommunale Wärmeplanung besteht aus vier wesentlichen Bestandteilen, die jeweils dokumentiert werden und damit „Meilensteine“ darstellen:

1. Bestandsanalyse

Mit der Bestandanalyse wird im ersten Schritt der Wärmeplanung der aktuellen Wärmebedarf und -verbrauch erfasst. Dafür werden Informationen zu den vorhandenen Gebäudetypen, den Baualtersklassen und des Sanierungsstandes der Gebäude analysiert. Außerdem wird die Versorgungsstruktur aus Gas- und Wärmenetzen erhoben.

2. Potenzialanalyse

Der zweite Schritt umfasst eine Ermittlung der Potenziale zur Energieeinsparung für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme. Jede Kilowattstunde die eingespart wird, muss nicht erzeugt werden. Anschließend werden die lokal verfügbaren Potenziale erneuerbarer Energien und Abwärmepotenziale für die Wärmeerzeugung untersucht.

3. Szenarienentwicklung

Im dritten Schritt der Wärmeplanung wird ein Szenario für eine klimaneutrale Wärmeversorgung im Jahr 2045 entwickelt. Außerdem erfolgt eine räumlich aufgelöste Darstellung der dafür benötigten zukünftigen Versorgungsstruktur im Jahr 2045 mit einem Zwischenziel für frühere Jahre. Insbesondere soll eine Einteilung in Eignungsgebiete für Wärmenetze und Einzelversorgung erfolgen.

4. Umsetzungsmaßnahmen

Im letzten Schritt wird ein Transformationspfads zum Aufbau einer klimaneutralen Wärmeversorgung und Beschreibung der dafür erforderlichen Maßnahmen formuliert. Dabei werden mindestens fünf konkrete Maßnahmen für die Erreichung der Ziele im Detail dargelegt. Diese Maßnahmen müssen ab Veröffentlichung der kommunalen Wärmeplanung spätestens nach fünf Jahren umgesetzt werden.

Die Erstellung der Wärmeplanung wird durch Akteurs- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet.

Nach der Erstellung des Wärmeplans wird die Umsetzung dokumentiert. Die Wärmeplanung muss alle fünf Jahre aktualisiert werden.

Für weitere Informationen

Weiterführende Informationen finden Sie auf den Seiten der LEA Hessen zur Kommunalen Wärmeplanung.

Videoerläuterungen zur kommunalen Wärmewende

Das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende bietet auf der Plattform "YouTube" 7 Erklärfilme über die Phasen der Kommunalen Wärmeplanung.

Offenlegung, öffentliche Veranstaltungen und Stellungnahmen

Die Ergebnisse der Analysen jedes „Meilensteins“ der kommunalen Wärmeplanung werden auf der Webseite der Kreisstadt Dietzenbach veröffentlicht. Das betrifft natürlich auch den kommunalen Wärmeplan selbst. Alle Dietzenbacher*innen können sich dann umfassend informieren, welche Wärmeversorgung in ihrem Quartier in Frage kommt. Mit der kommunalen Wärmeplanung legt Dietzenbach den Grundstein für eine nachhaltige und bezahlbare Wärmeversorgung.
Die Stadt lädt alle Dietzenbacher*innen herzlich ein, sich zu informieren und an diesem wichtigen Prozess teilzuhaben. Dazu wird es auch öffentliche Veranstaltungen geben, über die auf dieser Webseite informiert wird.

Warum dauert die kommunale Wärmeplanung mehr als ein Jahr?

Zunächst müssen zahlreiche Daten von unterschiedlichen Akteuren zusammengetragen, aufbereitet und schließlich analysiert werden. Die Erarbeitung einer gemeinsamen und ganzheitlichen Strategie erfordert Koordination und Absprache, Wissensträger aus verschiedenen Einrichtungen mit vollen Terminkalendern müssen zusammenkommen, damit der Wärmeplan wirklich für die Situation in Dietzenbach passt. Auch die Analyse der Daten ist alles andere als trivial, denn zahlreiche Faktoren spielen hier eine Rolle. Beispielsweise müssen folgende Fragen geklärt werden:

  • Auf welchem energetischen Stand ist der Gebäudebestand?
  • Welche Energieträger werden aktuell eingesetzt?
  • Gibt es schon Wärmenetze vor Ort?
  • Wie wird sich der Wärmebedarf der Kreisstadt Dietzenbach zukünftig entwickeln?
  • Gibt es überhaupt die Möglichkeiten für neue Wärmenetze vor Ort?
  • Wo befinden sich Standorte für eine zentrale klimaneutrale Erzeugungsanlage?
  • Welche Potenziale für erneuerbare Wärmequellen gibt es vor Ort?

Wie verbindlich ist der kommunale Wärmeplan?

Der kommunale Wärmeplan wird ausweisen, in welchem Teil der Stadt welche nicht-fossile Heizmethode die technisch und wirtschaftlich interessanteste sein wird. Damit wird für Bürger*innen, die in einem entlegenen Teil der Stadt – in sogenannter Einzellage - leben, in dem z.B. nur Einzellösungen, wie bspw. eine Wärmepumpe eine realistische Heizoption ist, bereits eine Planungssicherheit hergestellt. Für andere Bürger*innen, in deren Stadtteil ein Wärmenetz eine interessante Option ist, stellt sich die Frage, ob es einen Betreiber für dieses Wärmenetz gibt. Typische Betreiber von Wärmenetzen sind Stadtwerke, Energieunternehmen oder auch Bürgergenossenschaften, in denen sich Bürger zusammenfinden, die gemeinsam ein Wärmenetz betreiben. Der kommunale Wärmeplan weist also aus, wo ein Wärmenetz sinnvoll wäre – ob es gebaut wird, kann der Wärmeplan nicht vorschreiben. Damit gibt der kommunale Wärmeplan hier nur eine Orientierung. Er ähnelt darin einem Flächennutzungsplan, in dem ausgewiesen wird, wo sich z.B. ein Gewerbe ansiedeln könnte, ohne dass zum Zeitpunkt der Planung sicher ist, dass es ein interessiertes Gewerbe für die Fläche gibt.

Der kommunale Wärmeplan ist eine Art Kompass für die Transformation des Wärmesektors. Für die Verwirklichung dieser Transformation braucht es dann weitere detaillierte Studien, z.B. Machbarkeitsstudien für die Wärmenetze. Im Zuge dieser detaillierteren Analysen können sich unerwartete Hindernisse oder neue Möglichkeiten aufzeigen,die dazu führen, dass der Wärmeplan angepasst werden muss.. Es handelt sich also um einen Plan, der notwendigerweise im 5-Jahresrhythmus aktualisiert werden muss, auch um technische Neuerungen aufzunehmen. Für den überschaubaren Zeitabschnitt von jeweils 5 Jahren enthält er konkrete Maßnahmen, für deren Umsetzung z.T. Fördermittel beantragt werden können.

Formelle öffentliche Bekanntmachung zum Datenschutz

Die Kreisstadt Dietzenbach hat die EnergyEffizienz GmbH beauftragt, eine kommunale Wärmeplanung gemäß des Wärmeplanungsgesetzes und des hessischen Energiegesetzes zu erstellen.

Gemäß Art. 13 Abs. 3 der Datenschutz-Grundverordnung besteht keine Pflicht zur Information der betroffenen Personen durch die zur Datenübermittlung verpflichteten Energieunternehmen und öffentlichen Stellen. Zum Schutz der berechtigten Interessen der betroffenen Personen haben die Gemeinden die Informationen gemäß Artikel 13 Absatz 3 und Artikel 14 Absatz 1 und 2 der Datenschutz-Grundverordnung ortsüblich bekanntzumachen.

Unter Beachtung von Art. 13 Abs. 3 und Art. 14 Abs. 1 und 2 der Datenschutz-Grundverordnung, teilt die Verwaltung der Kreisstadt Dietzenbach Folgendes mit:

Die Kreisstadt Dietzenbach beabsichtigt nicht, die personenbezogenen Daten für einen anderen Zweck weiterzuverarbeiten als den, für den die personenbezogenen Daten erhoben wurden (Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung gemäß WPG und § 13 HEG). Andernfalls stellt die Stadtverwaltung betroffenen Personen vor einer Weiterleitung Informationen über diesen anderen Zweck und alle anderen maßgeblichen Informationen gemäß Datenschutz-Grundverordnung, Art. 13 Abs. 2 zur Verfügung.

Die zur Erstellung der kommunalen Wärmeplanung erforderlichen Daten werden durch die EnergyEffizienz GmbH (Auftragnehmer) auf der Grundlage des Wärmeplanungsgesetzes (WPG) und des hessischen Energiegesetzes (HEG) verarbeitet. Dabei werden Daten zum Energie- oder Brennstoffverbrauch sowie zum Stromverbrauch für Heizzwecke erfasst.

Die Daten werden nach der Verarbeitung bzw. Erstellung der kommunalen Wärmeplanung gelöscht. Es besteht ein Auskunftsrecht gegenüber den verantwortlichen Stellen. Darüber hinaus besteht ein Recht auf Löschung oder auf Einschränkung der Verarbeitung und ein Widerspruchsrecht gegen die Verarbeitung sowie des Rechts auf Datenübertragbarkeit sowie ein Beschwerderecht bei der zuständigen Aufsichtsbehörde. Als Informationsquelle dienen die Auskünfte der Bezirksschornsteinfegermeister und die für die Kreisstadt Dietzenbach zuständigen Energieunternehmen (Strom- und Gasnetzbetreiber).