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SkulpTouren Park

Eine Ausstellung zum Anfassen, Ertasten und Benutzen

Der Dietzenbacher SkulpTouren Park wurde im Rahmen des Hessentages 2001 angelegt.

Das Thema eines damals landesweiten ausgeschriebenen Kunstwettbewerbs war „Kreativ das Leben leben – Kunst im Dialog mit den Generationen“. Eine Jury um Prof. Amman, dem Direktor des Museums für moderne Kunst in Frankfurt, hat von 26 eingereichten Entwürfen vier Arbeiten von vier namhaften und renommierten Künstlern ausgewählt.

So schmücken die Kunstwerke „Der Traum“ von Ernst Stark, „Möbel und Kuchen“ von Karsten Bott, „Romeo und Julia Komplexhütte“ von Marko Lehanka und ein „Stilleben“ von Margit Seiler den Lauf des Biberbaches.

Alle vier Künstler waren an der Städelschule in Frankfurt tätig und sind heute international bekannte Künstler.

Einzigartig im Bundesgebiet

Das besondere an den Kunstwerken in Dietzenbach ist es, dass diese nicht nur zum Betrachten und Anfassen einladen, sondern auch zum Hinsetzen und Benutzen. Diese Zusammenstellung von Kunstwerken im SkulpTouren Park am Bieberbach ist einzigartig im Bundesgebiet.

Für die Liebhaber zeitgenössischer Kunst stellt dieses Ensemble im öffentlichen Raum unserer Stadt einen Kleinod und einen besonderen Orte des besinnlichen Verweilens dar. Menschen kommen miteinander ins Gespräch, verschiedene Generationen und Kulturen finden zusammen, damit Kunst als gemeinsames Erlebnis menschliche Beziehung schafft.

Besuchen Sie auch unsere Kunst-Haltestellen, an denen weitere öffentliche Kunstwerke zu erleben sind. Auf kleinen Hinweisschildern erhalten Sie dort interessante Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Objekten und den Künstler/innen.

Viermal Kunst am Bieberbach

Stilleben

von Margit Seiler, 2001

Man fühlt sich an den Deutschen Klassizismus im 19. Jahrhundert erinnert, wenn man die Werke von Margit Seiler betrachtet. Aus hellem, nahezu weißen Gipsbeton geformt und wie Requisiten präsentieren sich die Objekte, die wie steinerne Zeugen aus einer fremden Kultur wirken.

Neben einer einfachen Bank aus Holz und Stahl ist ein Arrangement aus drei Skulpturen in Originalgröße der abgebildeten Gegenstände platziert. Ein Spazierstock, ein Kinderwagen und eine gut gefüllte Einkaufstasche sind auf dem drei mal drei Meter großen Areal positioniert.

Attribute dreier Generationen sind hier gleichsam stellvertretend für die Menschen versammelt. Wenn sich Passanten und Besucher der Grünanlage hinter dem Dietzenbacher Capitol hinsetzen, komplettieren Sie mit Ihrer Gegenwart das Ensemble und beleben die Gegenstände.

Diese warten wie beiläufig in der Landschaft abgestellt auf den Spaziergänger, der bei einer Pause auf der Bank ein Teil des Kunstwerks wird. „Wir bitten Platz zu nehmen“.

Zur Künstlerin Margit Seiler

  • geboren 1968 in Marburg/Lahn
  • 1987-1989 - Schule für Gestaltung, Basel
  • 1989-1991 - Kunst- und Anglistikstudium an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
  • 1991-1997 - Studium an der Städelschule, Frankfurt/Main

Statement der Jury

Besonders augenfällig versinnbildlicht Margit Seiler mit den verschiedenen Elementen ihres "Stilllebens" den in der Ausschreibung formulierten "Dialog der Generationen" und erinnert mit unterschwelligem Humor an Lebenszeit und Lebensalter.

Möbel und Kuchen

von Karsten Bott, 2001

In einer raumgreifenden Installation präsentiert der Künstler Karsten Bott eine Sammlung von Alltagsgegenständen rund um eine geradezu monumental in der Mitte platzierte Geburtstagstorte.

Die aus Beton gegossenen Objekte lösen Assoziationen an die eigene Geschichte des Betrachters aus. Jeder kennt diese Gegenstände aus seiner eigenen privaten Umgebung. Die Möbel, die der Künstler im Sperrmüll von Dietzenbach fand, wurden aufwendig in Beton versteinert und sind Zeugen der Vergangenheit. Durch die Transformation in ein anderes Material und durch die Platzierung an einem neuen Ort, gewinnen die Gegenstände eine neue Funktion.

Die riesigen wie Spielzeuge wirkenden Möbelstücke und der mit kräftigem Rot und Weiß bemalte Zuckerkringel in ihrer Mitte, wirken in der Grünanlage auf eigentümliche Weise fremd und vertraut zugleich. Wie Findlinge sind die bunt zusammengewürfelten Utensilien auf dem Boden platziert.

Ohne erkennbare Ordnung folgt die Ausrichtung nicht dem ursprünglichen Gebrauch, sondern dem neu erworbenen Bedarf als Bank, Stuhl und Hocker zum Sitzen, Ausruhen oder „Chillen“.

Zum Künstler Karsten Bott

  • geboren 1960 in Frankfurt/Main
  • 1986-1991- Studium an der Städelschule, Frankfurt/Main
  • 1991-1992 - Studienaufenthalt in Chicago am Filmdepartment der School of Art Institute Chicago

Statement der Jury

Der Frankfurter Künstler Karsten Bott feiert mit seiner Plastik "Möbel und Kuchen" das, was Thema ist: den Hessentag als Fest verschiedener Volksgruppen. Wie zu einem Straßenfest werden Möbel als Sitzgelegenheiten aufgestellt. Man trifft sich, um bei Essen und Trinken miteinander zu reden.

Der Traum

von Ernst Stark, 2001

Der Tisch wurde von Ernst Stark aus einem Stück Holz gefertigt. Danach wurde er, um die dauerhafte Beständigkeit im Außenraum zu sichern, in Bronze gegossen und vergoldet. Bei diesem Schaffensprozess bleibt die Struktur des Holzes sichtbar erhalten.

Durch den Goldglanz sticht das Objekt mitten in der Grünanlage besonders ins Auge. So einfach und vertraut uns ein Tisch aus dem Alltag auch sein mag, durch das Gold erhält der Tisch etwas Märchenhaftes, welches auch auf die Umgebung ausstrahlt. Es scheint als sei ein Traum in Erfüllung gegangen.

Der Tisch könnte allerdings auch dazu einladen sich darauf zu setzen, um dem vorbeifließenden Biberbach zu lauschen, ein Picknick zu veranstalten, oder sich auch darauf zu stellen, um ihn als Aussichtspunkt zu benutzen.

So kann man den Tisch nach Aussage von Ernst Stark einfach nur betrachten und sich wundern, oder man kann ihn in eine Funktion bringen und ihn benutzen. Gold hat seit Beginn der Metallverarbeitung vor tausenden von Jahren schon immer die Phantasie des Menschen beflügelt. „Fühlen Sie sich eingeladen“.

Zum Künstler Ernst Stark

  • geboren 1965 in Bamberg
  • 1986-1989 - Berufsschule für Holzbildhauer in Bischofsheim an der Rhön

Statement der Jury

Ernst Stark versammelt die Besucher des SkulpTouren Parks um einen vergoldeten Tisch, ein Möbel, aus einem Stück Holz geschlagen, wie ein Merkpunkt oder Erinnerungspunkt zugleich. Der Tisch nimmt Bezug auf Tradition und Politik, setzt man sich doch immer wieder an einen Tisch, um sich auszutauschen und miteinander zu reden.

Die Romeo und Julia Komplexhütte

von Marko Lehanka, 2001

Marko Lehankas Werke schüren steten Zweifel und fordern uns auf, scheinbar Altbekanntes genau zu inspizieren und neu zu entdecken.

Wahrnehmung dient immer zur Erkenntnis. Die Irritation dieser Wahrnehmung war ursprünglich auch ein Ziel dieser Arbeit. Drei Meter neben dem Biberbach steht eine aus gehobelten Holzbalken bestehende Hütte mit verzinktem Wellblechdach. Das Konzept sah vor, dass aus dem Bach Wasser auf dem Wellblechdach verteilt wird, von dort in die Regenrinne tröpfelt und so wieder dem Bachlauf zugeführt wird.

Zu dieser Ausführung kam es nicht, allerdings lädt uns die Hütte ein, bei Regen darunter Schutz zu suchen. Bei Starkregen sollte das „Murmeln“ und „Sprudeln“ des abfließenden Wassers zu hören sein.

Übrigens eine sehr schöne Parallele zu den Ursprüngen unseres Stadtnamens Dietzenbach. Nach dem altdeutschen Wort „diuzan“ und dessen Mittelwort „diezendo“ könnte die Bestimmungssilbe sprudeln oder murmeln bedeuten. Murmelnder Bach wäre demnach eine Interpretation des Stadtnamens Dietzenbach.

Zum Künstler Marko Lehanka

  • geboren 1961 in Herborn
  • 1985-1990 - Studium an der Städelschule, Frankfurt/Main

Statement der Jury

Marko Lehanka hat den Bach am besten thematisiert. Der Bach wird in die Arbeit einbezogen. Der Besucher stellt sich unter das Dach, auf das das Wasser des Bieberbachs geleitet wird und dort wie der Regen rauscht. Man kann es regnen hören, auch wenn gleichzeitig die Sonne scheint und erlebt eine Geschichte.

Der SkulpTouren Park im Überblick

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