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Fünf Jahre „Sport und Flüchtlinge“ in Dietzenbach

Ralf Schmidt und Afaf Mengler sind Sport-Coaches mit Herz

Dietzenbach nimmt seit fünf Jahren an einem Förderprogramm teil, um geflüchtete Menschen durch sportliche Angebote zu erreichen, zusammenzubringen und zu integrieren.

„Sport und Flüchtlinge“ ist ein Programm des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport. Es unterstützt in Zusammenarbeit mit der Sportjugend Hessen im Landessportbund Hessen Städte und Gemeinden in ihrem Engagement, Sport- und Bewegungsangebote für Flüchtlinge zu initiieren. Die vielfältigen Sport- und Bewegungsangebote in Hessen bieten sehr gute Möglichkeiten, Flüchtlingen schnell und unkompliziert das Ankommen und die Integration in den Städten und Gemeinden zu erleichtern. Neben Sport- und Bewegungsangeboten von Sportvereinen und anderen Institutionen wird im Landesprogramm der Einsatz von Sport-Coaches für die Flüchtlingsarbeit gefördert. Diese stellen den Kontakt zwischen Sportvereinen, Asylbetreuung, Flüchtlingsunterkünften und Flüchtlingen her. In der ersten Zeit begleiten sie Flüchtlinge zu Sportangeboten.

Arbeit im Netzwerk zahlt sich aus

In Dietzenbach nimmt sich Ralf Schmidt dieser Aufgabe seit 2017 mit viel Engagement und Herzblut an. Er ist Mitglied der Flüchtlingshilfe Dietzenbach und hat sich nach Eintritt in die Altersteilzeit eine neue Aufgabe gewünscht.

„Ich war schon immer sportbegeistert, sei es beim Fußball, Badminton oder Squash. Nun habe ich wieder mehr Zeit, mich diesen Hobbys zu widmen und bin motiviert, den Flüchtlingen die verschiedenen Sportarten, die in der Dietzenbacher Vereinswelt angeboten werden, nahezubringen.“ In der Dietzenbacher Vereinswelt ist Ralf Schmidt natürlich auch verwurzelt, lange Zeit war er im Spartenvorstand der Basketballabteilung im SC Steinberg aktiv. Als ehrenamtlicher Deutschlehrer der Flüchtlingshilfe Dietzenbach hat er bereits viele Kontakte zu den Flüchtlingen.

Seit 2019 bekommt er hierin Unterstützung von Frau Afaf Mengler, da seit diesem Jahr die Benennung eines zusätzlichen Sport-Coaches mit persönlicher Zuwanderungsgeschichte im Rahmen des Sport-Coach-Tandems gefördert wird.

Die familiären Wurzeln von Afaf Mengler, Inhaberin eines Immobilienbüros, liegen in Nordafrika. Die Sport-Coachin, die bereits 2017 einen Ausbildungskurs zur Integrationslotsin absolvierte, spricht unter anderem arabisch und somit die Sprache vieler Geflüchteter.

Die 42-jährige Mutter einer Teenagerin legt Wert darauf, dass ich in einer Stadt mit vielen Nationalitäten keine Parallelgesellschaft entwickelt. Auch von der Gründung neuer, monoethischer Sportgruppen, die gern im Vereinsnamen ihren Heimatstaat nennen, halten Afaf Mengler und Ralf Schmidt nicht viel. „In den Vereinen muss es keine homogenen Gruppen geben, doch sie sollten die ganze gesellschaftliche Vielfalt wiederspiegeln“, meint Schmidt.

Rückblickend schlug das integrative Potenzial besonders beim Schwimmen hohe Wellen. Die jährlichen Kurse, seit dem vorletzten Sommer in Kooperation mit dem 1964 gegründeten Verein für Sport und Gesundheit (VSG), waren bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stark gefragt.

Die Zusammenarbeit mit der VSG war hierbei ein Gewinn für „beide Seiten“, der Verein fand neue Mitglieder und die Teilnehmenden absolvierten die Prüfungen für verschiedene Schwimmabzeichen: Das gab den Geflüchteten Sicherheit im Wasser, einer aus der Gruppe, der anfangs gar nicht schwimmen konnte, schaffte sogar innerhalb kurzer Zeit die Prüfung zum Rettungsschwimmer.

Um noch mehr Geflüchtete kennenzulernen und sie für Sport und Bewegung zu begeistern, initiierten die Sportcoaches auch selbst Aktionen, die im Förderprogramm des hessischen Innenministeriums laufen und von der Sportjugend Hessen sowie dem Landessportbund unterstützt werden. Dazu zählen beispielsweise unter anderen Radtouren und einen Ausflug mit Kindern, der in den Freizeitpark Lochmühle im Taunus führte. Außerdem wurden wegen der großen Nachfrage auch fortlaufend weitere Schwimmkurse organisiert.

Flüchtlingsarbeit in Zeiten der Pandemie

Bedingt durch die Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens mussten die Pläne für das vergangene Jahr öfter einmal verworfen und neuorganisiert werden, bis März 2020 konnten noch regelmäßige Sprechstunden im Haus der Integration angeboten und sportinteressierte Geflüchtete und die Vereine und an das Boxprojekt vermittelt werden.

Der Frühling und der Sommer des vergangenen Jahres wurden genutzt für wöchentliche sportliche Fahrradtouren, darunter auch ein Ausflug in einer größeren Gruppe rund um Dietzenbach (RuDi) unter fachkundiger Führung von Erstem Stadtrat Dr. Dieter Lang. An interessanten Haltepunkten gab er den Beteiligten aufschlussreiche Informationen zur Stadt Dietzenbach sowie ihrer Flora und Fauna. Viele Teilnehmer waren an den genannten Orten noch nie zuvor gewesen und freuten sich, Dietzenbach in dieser Art und Weise neu für sich entdecken zu können.

Auch als das Waldschwimmbad Sommer 2020 pandemiebedingt nicht öffnen konnte, fand das Dietzenbacher Sportcoachduo Lösungen, wie Schwimmkurse dennoch umgesetzt werden konnten. So gab es für Erwachsene im Schwimmbad auf der Rosenhöhe in Offenbach eine Möglichkeit, Schwimmkurse zu besuchen, Kindern konnte dank dem Engagement des Dietzenbachers Norbert Kern sicheres Schwimmen beigebracht werden. Hierfür stellte Kern sogar sein privates Schwimmbad am Hexenberg zur Verfügung- natürlich unter Einhaltung aller Abstand- und Hygienevorschriften.

Auf dem erfolgreichen Weg der Integration von Geflüchteten in Sportvereinen gibt es immer mehrere Stufen. Der erste Schritt, ein Probetraining zu besuchen und den Verein sowie die Menschen kennenzulernen, ist für viel der Schwierigste, aber auch der Wichtigste.

Besonders erfreut sind die Sport-Coaches immer, wenn jemand nicht nur aktiv ein Vereinsmitglied wird, sondern aufgrund seiner Erfahrung und Kompetenz auch den Mut hat, selbst im Verein Verantwortung zu übernehmen. Das Dietzenbacher Duo erinnert sich gern an einen syrischen Flüchtling, der beim Landessportbund Hessen eine Ausbildung zum Übungsleiter im Breitensport absolviert und für andere nun im Verein Kurse anbietet.